Unser offener Brief

Während unserer Demonstration haben wir am Rathaus unseren offenen Brief hinterlassen . Bisher gab es keine Reaktion der Stadt darauf.

Unser Offener Brief:

An die Verwaltung der Stadt Dresden,

Wir stehen heute hier vor ihrem Rathaus und wir sind nicht nur die Menschen auf der Straße, sondern mehr als 4500 in dieser Stadt, die diese Petition unterzeichnet haben. Mehrere Tausend Menschen, die sich für soziale Orte einsetzen, anstatt die Kommerzialisierung dieser Stadt unwidersprochen voranschreiten zu lassen.

Konkret fordern wir, einen sozialen und von vielen genutzten Ort auf dem alten Drewag Gelände im Scheunenhofviertel zu schaffen, anstatt einer leblosen Parkplatzwüste für ein paar wenige Autos.

Doch geht es auch um weitaus mehr.

Uns gelang es, sämtliche soziale Träger:innen, in unserem Stadtteil, hinter diese Forderung zu bringen. Überzeugen mussten wir dabei kaum jemanden. Denn das Problem des Mangels an sozialem Räumen besteht hier seit vielen Jahren. Während gleichzeitig das Bedürfnis nach solchen Orten immer größer wird.

Dass es nur wenige solcher sozialen Plätze und Räume gibt, findet seine Ursache im steten Ausverkauf der Stadt. Es fehlen Orte, an denen Menschen sich abseits von Konsumzwängen bewegen. Orte die offen für Alle sind, ohne dass die Kaufkraft des Menschen eine Rolle spielt. Orte an denen wir konsumfrei zusammen kommen können, uns kennen lernen und miteinander vernetzen. Ein solcher Mangel trägt wesentlich zur Entfremdung und zur Isolation der Stadtteilbewohner:inner bei. Dadurch entstehen oder verstärken sich soziale Probleme und Konflikte, anstatt dass diese nachhaltig gelöst werden könnten.
Die Stadt Dresden und damit ihre Bürger:innen besitzen so gut wie nichts mehr von dem, worauf sie jeden Tag leben. All die Straßen auf denen Autos fahren, all die Grünflächen die noch nicht zu Häusern, Parkplätzen oder Gewerbegebieten umgebaut wurden.. all das sind die Reste dessen, was noch nicht privatisiert wurde. Größtenteils hängt es vom Geldbeutel ab, wer die Stadt wie nutzen kann.

Diese Entwicklung muss gestoppt werden!

Die Stadt muss all denen gehören, die darin leben, Nicht nur der Wirtschaft, Konzernen und Spekulant:innen. Wir als Bürger:innen wollen mitentscheiden. Mitentscheiden darüber, in was für einer Stadt wir leben, über unseren Alltag und über unsere Zukunft.

Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und die damit verbundene notwendige Transformation unserer Gesellschaft kann nur mit uns passieren und erfolgreich sein.
Doch wie können wir über Dinge entscheiden die Privatpersonen gehören? Wie kännen die künftigen Generationen eingebunden werden in Entscheidungen, die nur in Chefetagen getroffen werden?
Wie können wir eine nachhaltige Verkehrswende ermöglichen, wenn Parkplätze gebaut werden, anstatt den ÖPNV endlich weiter auszubauen und für alle erschwinglich zu machen?

Wir brauchen mehr Mitbestimmung! Das bedeutet mehr Möglichkeiten uns einzubringen. Und es muss endlich auf die gehört werden, die mit progressiven Vorschlägen unser Leben, unsere Stadt und unsere Gesellschaft nachhaltig verbessern wollen.
Doch das geht nur, wenn der Ausverkauf der Stadt endlich beendet wird und in kommunale Hand zurückkommt, was dahin gehört. Investoren und Unternehmen lassen keine demokratische Mitbestimmung zu. Und gerade deshalb müssen wir unser Recht auf Stadt entschlossen einfordern!

Wir sind heute hier als ein Teil einer Stadt von Unten, die sich nicht mehr ignorieren lässt.

Es ist Zeit zu handeln! 

Wir sind gespannt und freuen uns auf Ihre Antwort.

Rudolf Rollt